Für mich ist Weihnachten die Übertreibung des Jahres. Es ist einfach nicht mehr so geil wie früher, als man noch im Dreieck gesprungen ist vor Aufregung und sich ne ganze Keksdose gefreut hat, wenn es an Heiligabend laut an der Tür klopfte, während man aus dem Fenster des Kindezimmers ins Dunkel starrte, auf der Suche nach Rudolf und dem fliegenden Schlitten.
Heute gibt es tausend Probleme, schon allein bei der Planung des Ganzen: Was ist mit Oma, was gibts zu essen, "was soll ich meinem Freund schenken (er hat schließlich gesagt, dass er schon so 200 € ausgibt für mein Geschenk, als wir darüber sprachen)" -> Zitat der Jahrgangsbonzin, wo wird gefeiert, haben wir überhaupt Bock auf die Verwandten? Alles ist total hektisch, keine Spur von Besinnlichkeit im Advent. Dabei kann ich nicht leugnen, dass ich mit Weihnachten etwas Magisches verbinde und mir insgeheim wie jedes Jahr wünsche, dass es etwas ganz Besonderes wird.
Meiner Sehnsucht folgend begab ich mich Freitagabend ins Kino. Ich hatte mich unüberlegterweise dazu verpflichtet, meinen Bruder und seinen Kumpel hinzufahren (sie wollten sich in alkoholisiertem Zustand "Mockingjay Teil 1" reinziehen, nicht so mein Fall). Also wollte ich auch einen Film gucken und der einzig ansprechende schien mir ein schnulziger Weihnachtsfilm zu sein: "Alles ist Liebe", die deutsche Version zu "Tatsächlich...Liebe", wie schon beim Betrachten der Überschrift zu erkennen war. Meine Freunde waren alle busy oder ich wollte sie nicht fragen, weil es mit manchen (männlichen) Exemplaren peinlich ist, Liebesfilme zu gucken. Das alles lief darauf hinaus...dass ich doch tatsächlich forever alone in eine kitschige Romanze ging. War aber gar nicht mal so schlimm, wie es sich anhört. Zum Glück kannte ich niemanden und vor mir saß ein Pärchen mit der wie es aussah ABF der Frau und ich entschied, dass es immer noch besser war, alleine in einen Liebesfilm zu gehen als mit einem Pärchen. (vielleicht hatten sie auch ne Dreierbeziehung und auch Dreierdates mit Pärchen hat es in meiner dunklen Vergangenheit gegeben)
Der Film war vielleicht nicht sooo anspruchsvoll und ein bisschen zu kitschig und happy-end lasting, aber für mich war es in dem Moment irgendwie genau das Richtige! Echt süße Story und witziger, schöner Film, wenn man mal der unromantischen Realität entfliehen möchte!
Am nächsten Tag geriet ich ungeahnt in eine Treibjagd. Wie die Menschen mit neongelben Warnwesten auf einem offenen Feld Wild schießen wollen, war mir allerdings schleierhaft. Bis mich der Trecker mit Tarnzweigen und einem toten Fuchs, der auf der Außenwand der Anhängers hing, überholte und ich diesem völlig sprachlos hinterher schaute. Totaler Gegensatz zu der Glitzerwelt im Film. Langsam beschleicht mich aber sowieso der Verdacht, dass wir in einer Matrix leben.
Ich wünsche mir, dass wir in einer Matrix leben! :D
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