Zurück in Big-City eben dieses: alle Menschen die ich kenne rauschen wie automatisch durch meine Gedanken, ohne dass es dafür einen bestimmten Anlass gäbe. Ich weiß sie einfach in meiner Nähe, schätze ich. Physisch sowie virtuell, will am liebsten jede Idee für mögliche Aktivitäten direkt mitteilen. Fabuliere über große Zusammentreffen mit der ganzen Familie, Wochenendtrips mit Freundinnen, fühle mich seltsam verloren in meinem Leben und bin kurz davor, eine Bekannte zu kontaktieren, zusammen zum Herbstmarkt, ins Cafe oder was auch immer. Weiß aber gleichzeitig, beim Treffen würde ich mir doch direkt wieder wünschen, allein zu sein und unabhängig meinen Tag zu gestalten, läuft es bei einem solchen Kaffeetrink-Date doch sowieso immer aufs Gleiche hinaus und mir beim Gedanken daran kalt den Rücken hinunter: Höfliche Gespräche über Jobwechsel, die dann doch nicht vollzogen werden, WAS MAN DENN GRAD SO MACHT, den krankhaft eifersüchtigen Freund und deren kungesunde Beziehung, über die ich mich zwar ehrlich, aber doch nicht ZU direkt äußere, da wir eben nur BEKANNTE sind. Feststellungen, dass man doch UNBEDINGT MAL dies und jenes zusammen machen sollte und Schwelgen in alten Erinnerungen (sollte es sich statt der Bekannten um eine langjährigere Freundin handeln).
Grade rechtzeitig kriege ich zum Glück noch die Kurve und jogge nach einem Telefonat mit meiner geliebten Blow Jo unter goldbunten Bäumen am Wasser entlang, um mich herum im Gleichschritt trottende Sonntagsspaziergänger. Wenn ich ehrlich bin, fühlt man sich wie auf einem Fließband, nur dass man selber die Füße bewegt. Aber in der Menge dieser unendlich wogenden Masse an spaziergehenden, arbeitenden, liebenden und streitenden, fühlenden, lebenden Menschen erkenne ich nur schwer noch einzelne Gesichter und ich erkenne fast nicht mehr die Landschaft um sie herum. Auf einmal kommt es mir so vor, es wären zu viele auf zu wenig Raum, seltsam unnatürlich drängen sie sich in Schlangen vor Cafes und in der U-Bahn und im Schwimmbad und auf den Spazierwegen, verträumt schlendernd in diesen Gegebenheiten, als würden sie gar nicht mehr merken, wie wenig Raum um sie rum und zum Denken übrig ist.
Wenn meine Texte zu lang werden, kriege ich wieder Platzangst und weiß nicht wie ich sie beenden soll. Irgendwie plättet mich diese Menge an Buchstaben…
Die Gespräche um mich herum im Cafe in dem ich nun Carrie Bradshaw like sitze beruhigen mich irgendwie, ich frage mich unterdessen warum die Eidechse im hohen Norden letztens steif und frierend um diese Jahreszeit noch über den Bürgersteig gekrochen ist. Vielleicht weiß sie auch nicht was sie will? Trinke noch einen Cappuccino mit Hafermilch.
Andererseits weiß ich ZIEMLICH VIELES, was ich will. Aber oft auch nur temporär. Wenn ich ganz mutig drauf bin, will ich grade ein Sonnenblumen-umwobenes warmes Haus mit Gemüsebeeten und Obstbäumen im Garten und hohem Gras, Katzen liegen träge in der Herbstsonne und blinzeln vertrauensvoll in die Welt, dabei sehen sie immer so aus als würden sie zufrieden lächeln. Das Haus steht optimalerweise nahe am Meer, ich lebe den Surfer-Lifestyle und bin vom Beobachten und Observieren der Wellen völlig gelassen geworden. Freunde kommen vorbei, um eine Auszeit von ihrem Leben zu nehmen. Wobei ich ihnen natürlich auch ein möglichst entspanntes Leben wünsche, von dem sie gar keine Auszeit brauchen. Ansonsten bin ich natürlich nicht alleine, sondern mit meiner geliebten Person, den Katzen und Kindern? Zum Frühstück esse ich Spiegelei von eigenen Hühnern. Auch sonntags um 16Uhr. In meiner Stadt gibt es leider kein Frühstück mehr am Sonntag nachmittag. Vielleicht doch ein Punkt, der für New York spricht. Los Angeles spricht mich neuerdings auch sehr an, ich führe Beziehungsstreits auf Basis von Wertekonflikten bei „The L-Word“. Anscheinend haben wir sonst nichts worüber wir streiten können? Oder projizieren eigene Probleme auf die Serien-Charaktere.
Habe lange Listen von Büchern, die ich gerne lesen möchte, Dingen die ich besitzen und mir erarbeiten möchte, Kleidung die ich benötige und andere die ich aussortieren möchte, Wissen dass ich erlangen will und 100 Ideen für meine berufliche Zukunft. Möchte alle Orte der Welt sehen und alle Menschen kennen, um zu VERSTEHEN. Die Frage ist aber WANN und in welchem Ausmaß? Und die weitere Frage ist: Wie privilegiert bin ich eigentlich? Dass ich so viel wollen darf?
Manchmal denke ich ICH WÄRS und ich hätte das Leben geblickt (so wie Urs in „Die dunkle Seite des Mondes“ aufm Trip-mit der Aussage kann ich relaten), dann wieder merke ich dass ich nur eine von vielen auf einem Fließband bin. Und dass ich Ereignisse und Unterhaltungen und Momente direkt nach dem Erleben vergesse und weiter im Jetzt bin. Im Lebensbuch einfach weiter blättere. Was ja auch gut ist. Aber wofür ist am Ende dieses bunte Bilderbuch? WAS BIN ICH in diesem großen Universum? Es kommt wohl auf die Perspektive an. Ich hoffe, wir können alle unseren Raum finden, in dem wir besonders sein können und unserem inneren Pfad folgen können.
UFF. Das wurde ja jetzt ganz schön metaphysisch und Melo-philosophisch.
Was ist grade euer Lieblingslied? Meins das hier: Bohemian Grove
Fühlt euch geliebt vom Universum.
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