Donnerstag, 24. November 2022

The Tribe

 


Das ganze Leben läuft immer wieder aufs Gleiche hinaus: Autonomiebedürfnis, Nähebedürfnis und die Balance dazwischen. In der "Psychologie Heute" (meine Dozentin verachtet diese Zeitschrift, aber naja dies ist ja keine wissenschaftliche Arbeit) habe ich ein neues Wort gelernt: Ostrazismus. Eine Situation, in der jemand ausgeschlossen oder nicht beachtet wird. Im alten Athen wurde1x im Jahr per Tonscherbe (=ostrakon) darüber abgestimmt, wer am meisten nervte und anschließend für 10 Jahre in die Verbannung geschickt wurde. Krass oder? Das Gefühl kennen wir aber alle. Heute beschrieb mir ein Patient das Gefühl der Einsamkeit: man ist nichtmal zwingend physisch alleine, aber fühlt sich als wäre da niemand. als würde niemand zuhören. btw tut das sogar nachweislich körperlich weh (Quelle: Psychologie Heute). Paracetamol hilft, die Studienlage diesbezüglich ist allerdings noch vage.  

Ich persönlich verwandle mich innerhalb von Stunden und Sekunden vom coolsten Menschen der Welt zu jemandem, der bei einem Vortrag rot anläuft und 12 Jahre alt ist. Nur aus Angst vor dem fucking Ostrazismus und werde wild hin und her geschleudert zwischen beiden oben genannten Extremen. Das Außen bestimmt mein Innen, die Anderen bestimmen mein Ich. Ohne euch bin ich nichts. Fremd-vertraute Leute die nicht zurücklächeln befördern mich in tiefste Selbstzweifel, ich vergesse die tribal geltenden Normen oder kenne sie noch nichtmal, fühle mich fremd. Will ich zum Stamm gehören oder doch zurück zum Wolfsdasein? Ich bin höchst verwirrt von den rätselhaften Signalen der anderen. Aber vielleicht stellen sie sich genau so ständig die gleiche Frage? 

Bin ohne Basis, bin meine eigene Basis und die ist manchmal wenig stabil. Aber immer wieder wird das Fundament erneuert.

ONDA 

Samstag, 8. Oktober 2022

Etymologie des Vermissens

Wehmut: Mut zum Schmerz (tut weh)

Sehnsucht: Süchtig sich zu sehnen

Selbstmitleid: Sich ins eigene Leid reinstürzen und keinen Ausweg sehen 

Selbstmitgefühl: akzeptierend-wohlwollende Haltung sich selbst gegenüber. Eventuell ist alles grad schwierig und das ist auch ok, es gibt aber Hoffnung. 

Ablenken: den Gedankenfokus vom Vermissen ab-lenken und alles oben Genannte ignorieren, bis es nur noch schlimmer wird oder verschwindet 


Mittwoch, 5. Oktober 2022

book clubbing

 latest book recommendations: 

"Das mangelnde Licht" - Nino Haratischwili: Tausend Geschichten in einer. Über Krieg und Liebe, das Gute und Böse im Menschen, einen Ort und eine Zeit die ganz weit weg scheint und gleichzeitig genau hier sein könnte und so die Verbindung von früher zu heute, von dir zu mir, von uns allen zueinander ist.

"Das Ministerium der Träume" - Hengameh Yaghoobifarah: Gesellschaft und Ausgrenzung, Zusammenhalt und Zugehörigkeit unter Freunden, Fremden und in der Familie, tiefgründiger Humor und sympathisch-besondere Charaktere. 

"Das Buch der Begegnung" - Jorge Bucay: Irgendwie genau das richtige und genau das falsche Buch nach einer "Trennung", in jedem Fall aber sehr weise und mindblowing. Jorge kann ich wirklich nur jedem ans Herz legen, er weiß wie es geht! 



Donnerstag, 15. September 2022

there is fiction in the space between

 küssen wir beim Küssen in Wirklichkeit uns selber? 

Küssen wir, um Liebe zu geben oder weil wir geküsst sein wollen? 

Solche Fragen stellt man sich nur, wenn man selbst grad keinen zum Küssen hat. Zumindest keinen, auf den man steht. Wünschte mir mal wieder eine kleine bis große Verliebtheit, stattdessen bin ich rückwärts besessen, halluzinationsverknallt, aber mit weniger Intensität als früher. In alten Songs finde ich mein nächtliches auf verlassenen Plätzen rumhängendes sehnsüchtiges Ich und betrachte es mit nachsichtigem Blick. 

Diese neue Lebensphase bemerken ich und meine Freundinnen auch an der Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Spaß und Menschenmengen. Sind wir Lockdown-geschädigt oder ist es wirklich das Alter? Eng aneinandergedrängt sitzen wir im Seniorentheater, zugedröhnt von Zigarette und Weinschorle, Haaresbreiten entfernt von der nächsten Panikattacke. Doch bleibt uns nichts anderes übrig, als in den weichen Polstern zu versinken und die Unterhaltung auf uns rieseln zu lassen, freuen uns aber insgeheim jede auf ihr Bett danach. 

Wenn es jetzt nicht aufhört, neue Gedanken und Eindrücke und Menschen in mein Gehirn zu regnen, läuft es über. Nichts passt mehr rein. Und doch entdecke ich in den Tiefen immer wieder neues Altes. Ich tauche ein und die Begleiter verschwinden neben mir. Laufen weiter, im gleichen Wald, doch in verschiedene Richtungen. 

Zeit der Entwicklung

ist immer, aber scheint es mir, als wäre sie es jetzt ganz besonders

Sich trennen, vom Alten lösen, fühlen wie es sich ohne das Alte anfühlt, Neues finden

Sein 



Hammer die Frau 


Montag, 11. Juli 2022

Sommerstrudel

 Werde gesogen in den Rausch des Erlebbaren, einer Mischung aus sorglosem Mitgerissenwerden und einer Sehnsucht nach dem was noch gar nicht vergangen ist.

Vergängliche Freiheit in der wir ausgelassen tanzen, fröhliche vorbei ziehende Gesichter, Abende unterm Himmelszelt, Wind der durch die Gräser rauscht, nächtliche Küchenfußbodengespräche und Kieztherapie. 

Stay wild meine Sonnenblumen and listen to this tune