Sonntag, 1. Dezember 2013

Die böse Welt da draußen



 
Ich verlasse das Haus und alles ist irgendwie unwirklich. Anders als sonst. Es ist Vorweihnachtszeit, aber das Gras ist noch so grün wie der Frühling, Mücken stehen anstelle von Eiskristallen in der Luft und warten auf den Kälteeinbruch. Alles irgendwie verkehrt.
Zwei Mafiabosse steigen aus einem geklauten Wagen und grinsen mich an. Ihr lüsternder Blick verfolgt mich bei jedem weiteren Schritt, den ich gehe. Verdächtig unverdächtig. Gleich, in dem Augenblick, in dem keiner guckt, höchstens unbemerkt bei gedimmten Licht durch die geschlossenen Gardinen späht, werden sie mich packen und in ihr Auto ziehen.
Ich gehe weiter und nichts passiert.
Eine junge Mutter zerrt ihr heulendes Kleinkind an der Hand weiter, Richtung Hölle, in der anderen Hand ein rosa Dreirad. Weiß das Kind denn nicht, dass alles nur schlimmer werden wird, umso älter es wird?
Ein Mann mit Hut geht an mir vorbei. "Hallo", sage ich so leise und zerbrechlich wie eine Schneeflocke. Sein "Moin" klingt hart und unfreundlich, wie ein Fels am Ende der Welt.
Noch besteht die Möglichkeit, zu entscheiden, in welche Richtung ich weitergehe, wenn ich an die Stelle gelange, wo der Weg sich in andere, neue Wege aufspaltet.
"DEIN SCHNÜRSENKEL IST OFFEN!", schreien sie mir aus dem fahrenden geklauten Auto entgegen. Eine Verschwörung. ICH BIN BARFUSS IHR IDIOTEN, denke ich mir und gerate in Panik darüber, dass mein Herz beginnt, wie ein Presslufthammer in meiner Brust zu schlagen.
Die Gegend hier ist gefährlicher als man denkt, fällt mir auf, als ich wieder am Ort des Geschehens bin. Da fängt die Hecke plötzlich an zu flüstern und mir ist nun endgültig klar: SIE VERFOLGEN MICH! Doch es war nur der Dackel vom Nachbarn, der sich darüber empört, dass es dieses Jahr keinen Adventskalender gibt.