Dienstag, 12. Juni 2018

Blogger-Lifestyle

Hallo Schätze
Vor ein paar Jahren, so drei oder vier vielleicht, schwamm ich frühmorgens im See und hielt der sich kräuselnden Oberfläche einen Vortrag über Winnetou, um für den Deutschunterricht zu üben. Ich radelte nachts um drei ins Freibad, um Drohbriefe im Sand zu vergraben oder waren es verzweifelte Liebesbriefe mit Verwünschungen, getarnt als Flaschenpost? Ich war voller innovativer Ideen, die keiner verstand, dauernd auf der Suche nach Abenteuer, tanzte auf den angesagtesten Partyfloors und rauchte Shisha in Reihenhäusern an der Seite von Nelly Furtado und anderen Schönheiten, nutella-essend und Zaubermelodien-flötend wirbelte ich durch Nacht und Tag. Ich verstand die Welt an Straßenecken, ich kannte die Welt genau und die Leute um mich rum, denn das was wir sagten, war alles was zählte und wichtig war und wahr war. Zum Glück! Manchmal saß ich aber auch keksessend in meinem Zimmer, verschwand in den endlosen Weiten des Internets und meiner eigenen Tagebücher und streunte rotäugig und schlafvermissend wie ein Zombie durch den Teenie-Alltag. Alleinsamkeit suchte mich heim und ich war nicht anders genug, um herauszustechen, aber auch nicht gleich genug, um mitzumachen. Also machte ich immer irgendwas, was ungefähr so dazwischen lag oder auch in eine ganz extreme, nicht zu mir passende Richtung. War auf jeden Fall meistens lustig! 
Worauf will ich hinaus? Frage ich mich genau so wie du dich grad.
Inzwischen hat sich nicht sehr viel geändert und doch alles: Als weise Catlady sitze ich hier in meinem Schaukelstuhl, stricke die eine oder andere Lügengeschichte und dröhne mich u.a. mit Essen, Youtube-Videos, Instagram-Storys, gedankenlosem Schlafen und Nicht-Lernen sowie zerstreuten Plänen zu wie andere Leute mit Koks, Nutten und Techno-Mukke jedes Wochenende. Wie auch schon in früheren Zeiten. Und ich höre meine eigenen Gedanken gar nicht richtig, erinnere meine nächtlichen Träume nur bruchstückhaft, weiß nicht ganz genau, wohin es mich eigentlich zieht, spüre nicht warum mein Körper ein bisschen klemmt wie meine Schranktür. Warum fließen seine Bewegungen nicht wie der Lauf eines Flusses dahin, warum gebe ich mich der Bürositzerei, der Selbstdenkerei-unterdrückenden Pumuckl-Frau hin, warum krieg ich es grad nicht hin, mir selbst im Klaren zu sein? Klar über die Verteilung meiner Zeit, klar über die Bedürfnisse meines Ichs.
Individualistische, egoistische Gesellschaft in mir. Ganz viele kleine Männchen, die alle ihr ganz eigenes Ding machen wollen. Das machen, NUR das was sie selbst wollen. Kleine Männchen um mich herum.
Vielleicht träume ich von Panthern im Dschungel