Dienstag, 9. September 2014

Bettruhe

Es ist 3:00 und der Vollmond scheint direkt in mein Zimmer. Eigentlich könnte ich genau hier bleiben und im silbernen Mondlicht baden und wieder einschlafen. Ist eigentlich schon viel zu spät, um deinen Aussagen noch Glauben zu schenken und trotzdem fällt es mir erst jetzt, mitten in der Nacht, mal wieder wie Schuppen von den Augen: Du hast dir überhaupt keinen Wecker um 3 gestellt, um mit mir einen Mondscheinspaziergang zu machen. Genauso wenig, wie du alles andere getan hast, was du gesagt hast. Stattdessen liegst du jetzt sanft schlummernd wie ein Baby in deinem Bett und träumst von Star Wars.
Fast lautlos schleiche ich mich aus der Terassentür und reite auf meinem Drahtesel zum Fischfriedhof. Denn ich habe eine Mission, die ausgeführt werden will. Und weil du so ein unzuverlässiger Langweiler bist, werde ich die Flaschenpost mit der gruseligen Horrorstory (aus der "Mädchen") jetzt ein für alle Mal am Tatort vergraben. Doch etwas hält mich davon ab...
Die ganze Stadt ist geisterhaft und tot, nur die Steine in der Flasche, die an meinem Lenker hängen zerreißen die Stille. Doch da - auf der anderen Seite am Ufer des Sees- beobachte ich, wie der Schein einer Taschenlampe über das Wasser tanzt. Mein Herz beginnt, schneller zu schlagen und ich traue mich nicht, rüber zu klettern und die Flasche zu vergraben. Stattdessen binde ich sie am Zaun fest und rase so schnell es geht davon.
Wer zum Kuckuck treibt sich nachts um halb vier auf einem Friedhof rum? Will der etwa tote Fische angeln? Meine Abenteuerlust ist etwas gedämpft, als ich zu Hause ankomme. Um 3:27 schiebt sich plötzlich eine dunkelgraue Wolke vor den Mond. Und als ich im Bett liege, höre ich Schritte auf der Treppe. Da wird mir bewusst, dass die Terassentür während meiner kurzen Abwesenheit offenstand...

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