Mittwoch, 20. September 2017

weiß nicht nichts

Weißt du noch? Als das Leben noch ein Spiel war? Eine Traumwelt, die man sich bunt anmalen konnte... Ein Spiel, in dem alle Gewinner sind.
Man. Sitze in einem viereckigen Klotz tags und nachts und kann nicht raus. Entweder weil Anwesenheitspflicht uns beherrscht oder weil dunkle Schatten draußen lauern. Früher gab es die nicht, wenn man nicht dran geglaubt hat. Keine Angst haben, das merken die Schatten und dann kriegen sie dich. Jetzt kriegen sie dich trotzdem, obwohl du keine Angst hast, das hat mir keiner vorher gesagt.
Will Farbe gegen Wände schmeißen, will Aufmerksamkeit, aber bitte nicht zu viel, dann werde ich rot. Will die Schatten schlagen, ins Gesicht, sie zu Boden treten wie sie es mit uns machen. Aber meine Faust schlägt ins Leere und da unten im Dreck liegt nur mein Selbstwert und deine Würde und dein 18jähriges Ich .
Will ein Chaos veranstalten, in dem man schwimmen kann, durch dessen Dickicht man sich mit einem Buschmesser kämpfen muss. Durch die Kochlöffel und Zigarettenstummel und leere Flaschen und Kuscheltiere, Klamotten, Mülltüten, Bücher, Hausaufgaben und Fotos und Lippenstifte, Schmuckstücke, Topfpflanzen und nicht abgeschickte Liebesbriefe, durch alte Träume und gesammelte Kastanien und Vogelkäfige und Fensterrahmen will ich mich wühlen, bis die Welt hinter mir verschwindet. Einfach so tun, als gäbe es sie nicht mehr. Ein Gewusel und Wirrwarr, in dem ich mich verlieren kann, das möchte ich gern, einen Hundekorb, in dem ich mich zusammenrollen kann, ein Loch im Boden, das mich umschließt, einen Raum der Wünsche, eine Abstellkammer, die so vollgestopft ist, dass man mich nicht mehr erkennt zwischen all den Sachen. Eine verstaubte Statue, die nur zum Leben erwacht, wenn keiner guckt. 




1 Kommentar:

  1. Wer Angst vor Schatten hat, muss einfach mal für eine Weile das Licht ausmachen... :) Das hilft definitiv, dann sind die nämlich weg!

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